Oscars 2021: The Father
In den letzten Jahren war es ein bisschen ruhiger um Anthony Hopkins geworden. Seine Filmauftritte wurden seltener und auch kleiner, waren aber, wie von ihm gewohnt, großartige Schauspielleistungen. Ein Beweis dafür ist sein aktuellster Auftritt in „The Father“ von Florian Zeller.
Hopkins spielt darin den alt und dement gewordenen Anthony, der bei seiner Tochter zur Pflege wohnt, bis diese ihm eröffnet, dass sie mit ihrem neuen Lebensgefährten nach Paris ziehen möchte. Ab diesem Moment verschlimmert sich Anthonys Zustand und die Grenzen zwischen Realität und Krankheit scheinen zu verschwimmen.
Hopkins und Zeller bieten mit diesem Film einen Ausflug in die Welt der Wahrnehmungen und kristallisieren heraus, was für ein Ort der Wahrnehmung das Kino ist. Denn genau so wie für Anthony sind Zeit, Orte und Persönlichkeiten im Kino keine festen Paradigmen. Im Falle einer Demenz, wie es „The Father“ meisterhaft darstellt, ist dies natürlich schockierend. Selten habe ich eine so gute Darstellung dieser Krankheit in einem Film gesehen.
Im Kino hingegen können all diese Faktoren zu großer Kunst führen. Zwei Stunden fühlen sich plötzlich wie fünf Minuten an. Die Motive und Handlungen der dargestellten Personen werden von den Zuschauern hinterfragt und beurteilt. Und am Ende des Abspanns kommt dieses Gefühl, dass man erst einmal realisieren muss, wo man eigentlich genau gerade ist, um in die Realität zurückzukommen.
All das macht einen großartigen Film aus.
Florian Zeller hat diese Dynamiken verstanden und erzählt mit ihnen eine rührende Geschichte über einen Mann, der einfach nur verstanden werden möchte, aber die äußeren Umstände machen es ihm und seinen Liebsten unmöglich, dass dies geschehen kann.
Beginnend mit allgemeiner Verunsicherung bis hin zur Infragestellung elementarster familiärer Beziehungen spielt sich Anthony Hopkins seine Seele aus dem Leib und wir als Zuschauer folgen ihm all zu gerne bei dieser beeindruckenden Leistung. Vollkommen zu Recht hat er in diesem Jahr den Oscar für den besten Hauptdarsteller für diese Rolle bekommen.
Hopkins und seine Mitspieler*innen - vor allem Olivia Colman als seine Tochter ist besonders hervorzuheben - schaffen es, eine Intimität auf die Leinwand zu bringen, die so nur im Kino möglich ist. Wenn der Vorhang sich öffnet, das Licht ausgeht und man alleine mit vielen Menschen zusammen den Ereignissen folgt, die direkt vor einem passieren, dann ist kein Fernseher, Laptop oder Smartphone-BIldschirm genug, um solch intimes Schauspiel einzufangen, selbst wenn dies in einem sozialen Umfeld widersprüchlich erscheint. Je größer die Leinwand, desto höher die Intimität.
Es ist einfach großes Schauspielkino für die große Leinwand.
Wenn unsere Türen ab Anfang Juli wieder aufmachen und Ihr die Gelegenheit habt uns wieder zu besuchen, könnt Ihr natürlich auch in den Genuss von „The Father“ kommen.
Der voraussichtliche Kinostart ist der 26.08.21.
Wir sind jetzt schon sehr gespannt auf diese Zeit und freuen uns sehr darauf, Euch endlich wiederzusehen.